Gemeinsam für ein verantwortungsvolles Blogging!
Ein Projekt von Eva-Maria Endres und Ronia Schiftan
Social Media in der Schweiz
Das Internet ist mittlerweile wichtiger Bestandteil unserer Medienlandschaft geworden. Ein Blick in die Schweizer Nutzungszahlen von Social Media (Xeit GmbH, 2020) zeigt, dass auf den bekannten drei Sozialen Netzwerken (Facebook, Youtube und Instagram) immer noch die meiste Zeit verbracht wird. Speziell Instagram ist stark am Wachsen und wird reger genutzt als in den Vorjahren (Xeit GmbH, 2020). Die Mehrheit der Schweizer Social Media User*innen nutzt die Anwendungen täglich (69%) (Büchi et al., 2019). Während neuere Plattformen wie Snapchat und Tik Tok im Schweizer Durchschnitt eher hinterherhinken, sind diese Kanäle bei der jüngeren Generation (12- bis 19-Jährige) die Spitzenreiter. Über 90% der Schweizer Jugendlichen verfügen über einen Instagram- und Snapchat- Account. Tik Tok ist mit 74% in Aufholjagd und wird weiter an Bedeutung gewinnen (ZHAW et al., 2020). In dieser Altersgruppe spielen Influencer*innen zudem eine besonders wichtige Rolle. Bereits 75% der Jugendlichen folgen Influencer*innen und auch der Berufswunsch „Influencer*in“ erfreut sich bei ihnen wachsender Beliebtheit. (xeit 2018)
Social Media beeinflusst die Wahrnehmung
Alle Sozialen Medien, die aktuell hoch im Kurs sind, zeichnen sich mit einer hohen Bilderflut und einer je nach Anwendung spezifischen Darstellungsart aus. Auf Instagram werden meist stark bearbeitete und perfektionierte Bilder gezeigt. Verschiedene Bildoptimierungsfilter sind beim Hochladen eines Bildes Standard und werden rege eingesetzt. Bestimmte Posen führen zu einer möglichst idealisierten Körperdarstellung, wie beispielsweise das berühmte «Duckface», womit die Wangenknochen hervorgehoben, die Augen puppenartig gross und die Lippen vergrössert dargestellt werden sollen.
Neue Vermittler*innen
Soziale Medien tragen damit einen grossen Teil zur Identitätsfindung bei, vor allem bei jungen Menschen. Es sind dann weniger grosse Filmstars, sondern YouTuber von nebenan, die zu Medienstars, Rolemodels und damit zu wichtigen Multiplikatoren werden. Nicht zuletzt trägt die Demokratisierung des Wissens auch dazu bei, dass zahlreiche Influencer*innen wie Blogger*innen oder YouTuber mit ihrer enormen Reichweite einen Grossteil der Ernährungsinformationen im Netz verbreiten und dadurch als Ernährungsexpert*innen wahrgenommen werden. Die Quelle der Ernährungskommunikation in diesen Medien ist dadurch grundlegend eine andere als in klassischen Kommunikationskanälen. Expertenwissen verliert gegenüber dem Alltagswissen an Bedeutung. Die eigene Geschichte zählt mehr als wissenschaftliche Studien. In den Gemeinschaften, bestehend aus Influencer*innen und deren Leser*innen (Follower*innen), verbreiten sich bestimmte Ernährungskonventionen, Regeln, was gegessen werden darf, was nach deren Meinung gesund ist usw. Insbesondere im Bereich Gesundheit, Abnehmen und Fitness werden oft sehr rigide Ernährungsvorschriften verbreitet, was bei Nutzern, die sich regelmässig diesen Inhalten aussetzen, zu einem restringierten Essverhalten führen kann und die Entwicklung von Essstörungen begünstigt. Zudem werden teilweise auch zahlreiche falsche und unreflektierte Ernährungsinformationen in den sozialen Medien verbreitet. Auch der Druck auf die vermittelnden Blogger*innen wächst stetig. Die Belastung der perfekten Darstellung, des permanenten Kommunizierens und der immensen Verantwortung der User*innen gegenüber kann überfordern.
Das Projekt: Chance durch ein verantwortungsvolles Blogging
Soziale Medien bieten zugleich auch ein grosses Potenzial Gesundheitskommunikation alltagsnäher, politischer, partizipativer und auf Augenhöhe stattfinden zu lassen. Dazu bedarf es einer respektvollen Zusammenarbeit von Fachexpert*innen und Blogger*innen. Gemeinsam kann eine Qualitätssicherung im Umgang mit Gesundheitsinformationen auf Social Media erarbeitet werden! Dieses Thema greift das Projekt «Responsible Health Blogging» auf. Es richtet sich an Influencer*innen und deren Umgang mit Gesundheitsinformationen. Mittels einer Charta committen sich Blogger*innen zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Informationen, der User*innen-Blogger*innen-Beziehung und dem Umgang mit Produktwerbung. Mittels Weiterbildungen zum wissenschaftlichen Umgang mit Quellen und anderen Themen sollen die Blogger*innen befähigt werden, bewusst und kritisch mit Informationsvermittlung umzugehen und bezüglich der Wirkung, die sie auf ihre Follower*innen haben sensibilisiert werden. Eine Zertifizierung (Label „Responsible Health Blogger“ ist in Planung und soll zu einer langfristigen Qualitätssicherung in der Social Media Kommunikation werden.
Vision und Ziel
Kontakt
Haben Sie Fragen zum Projekt #ResponsibleHealthBlogging, wären gerne Teil davon oder interessieren sich für die Thematik? Melden Sie sich!
Ronia Schiftan MSc Angewandte Psychologie | Ernährunspsychologin ZEP Angebotsleiterin PEP, CO-Inhaberin Externas GmbH
ronia.schiftan@pepinfo.ch I + 41 78 607 47 28
Literatur